Kategorie-Archiv: „Fünf Fragen an…“

Fünf Fragen an… Nina George

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Welche drei Begriffe fallen dir spontan zu deinem Beruf ein? 
Freiheit, Endlosigkeit, Reisen.

Warum gerade diese Begriffe?
Weil ich frei bin – aber auch immer wieder darum ringen muss, diese Freiheit auszuhalten in ihren Konsequenzen. Ich bin meine Chefin und meine Sklavin, ich muss stets Verantwortung für alles übernehmen. Das ermöglicht mir freie Räume (Zeiträume, Denkräume, Lebensräume), aber durch ihre Grenzenlosigkeit kann ich auch leichter scheitern, mich verlieren oder müde davon werden, niemals „fertig“ zu werden.

Und da sind wir schon bei der Endlosigkeit: Mein Beruf hört niemals auf. Ich denke, fühle, nehme immer wahr. Ich sammele endlos ein, was ich dann eines Tages in Geschichten geiße. Ich werde schreibend sterben.

Und das Reisen? Ich erkunde mir reisend die Welt. Es ist mir immer wichtiger geworden, aus dem muffigen Tintenfass Deutschland heraus zu kommen, um andere Kollegen und Kolleginnen in ihren Lebensräumen zu erleben. Finnland, Georgien, Israel, Rhodos, Amerika; ich will über ihre Gedanken und Sorgen hören, für was sie kämpfen, vor was sie sich fürchten. Ich reise physisch aber manchmal auch nur in Worten in andere Länder, und dort lerne ich, was das Leben und die Welt außerdem ist.

Ich bin vor allem berührt, wenn ich Autoren und Autorinnen treffe, die aus Ländern der Diktatur kommen, in denen sie und ihre Familien in Gefahr kommen, wenn sie ihre Meinung schreiben, wenn sie Kritik am Regime üben. So viele Autoren und Autorinnen, ob in Mexiko, in der Türkei, in China, sind für ihren Mut zur Wahrheit in Gefängnisse gekommen, wurden gefoltert, wurden gedemütigt.

Dieses andere Leben in Unterdrückung, Schmerz und Gefahr zu sehen und wahrzunehmen, das ist für mich persönlich das Wichtigste, was wir, in unserer satten, sicheren Gesellschaft, niemals vergessen sollten.

Es ist wichtig zu wissen, wie anders und grausam, aber auch wie zart und mutig die Welt ist, um eine Schriftstellerin zu sein, die Menschen wirklich berühren kann. Und berühren will.

Wenn es als Autorin nicht geklappt hätte – womit würdest du dann deine Brötchen verdienen?
Unmögliche Vorstellung. Aber ich bin eine gute Organisatorin, eine gute Rednerin. Daraus hätte ich sicher etwas machen können. Kanzlerin. Oder ihre Sekretärin.

Stichwort Arbeitsstress – wie tankst du deine Akkus wieder auf?
Ich lese. Mit jedem gelesenen Wort kann ich besser atmen. Und das zweite: Von meinem Mann geliebt werden. Und ihn zurück lieben. Und das Dritte: Schlafen ohne Wecker.

Welche Frage – die dir Journalisten bislang leider noch nie gestellt haben – würdest du gerne mal beantworten?
Frage: Was wünschen Sie sich von der Buchbranche in Deutschland?
Antwort: Verlage müssen Autoren und Autorinnen mehr Liebe, mehr Geld und bessere Verträge geben, wenn sie überleben wollen. Verlage dürfen nicht die Bestseller der Vorsaison nachahmen, vom Inhalt bis zum me-too-Cover, sondern Mut für neue Themen und Erzählweisen haben. Sie können den Lesenden definitiv mehr zutrauen; wer liest, der kann einiges verkraften.

Abgesehen davon wünsche ich mir von Verlagen, dass sie ihre Kommunikation verbessern. Dringend!! Man kann ruhig auf eMails antworten, das ist kein Zeichen von Schwäche.

Von Buchhändlern indes wünsche ich mir, dass sie ihre Kunden und Kundinnen respektvoll behandeln, selbst wenn diese einen Lesegeschmack in den Laden tragen, der einem nicht passt. Ich kenne viele Leserinnen und Leser, die nur deshalb keine Buchhandlung mehr betreten, weil ihnen die Händler das peinliche Gefühl vermitteln, sich schämen zu müssen für ihre Liebe zu Twilight, zu Simmel oder zu Fitzek.

Buchhändler sollen nicht belehren, sondern uns dazu bringen, eine Geschichte entdecken zu wollen, von dem wir noch gar nicht wissen, dass sie da zwischen den scheußlichsten Covern und me-too-Titeln auf uns wartet…

Und von der Politik? Ein starkes Urhebervertragsrecht. Eine starke internationale Gesetzgebung, die auch angewandt wird!, um digitale Piraterie, hier vor allem Anbieter, Uploader und Portalbetreiber, weniger den End-Konsumenten, zu bekämpfen.

Sorgfalt, auf wessen Altären die europäische Politik bereit wären, Buchpreisbindung oder Urheberrechte zu opfern.

Und die Einsicht, dass wir, die Schriftstellernden, nicht nur die Petersilie sind, die Deko auf dem Kuchen Gesellschaft, das „Nice to have“ – sondern das emotionale Rückgrat. Kultur ist ein Must Have. Wir brauchen eine nachhaltige digitale Ökologie. Und was das ist, liebe Politiker, erzähle ich Ihnen gerne persönlich.


Bestsellerautorin Nina George, geboren 1973, arbeitet als freie Journalistin, Schriftstellerin und Kolumnistin. George schreibt Wissenschaftsthriller und Romane, Reportagen, Kurzgeschichten sowie Kolumnen. Ihr Roman „Die Mondspielerin“ erhielt 2011 die DeLiA, den Preis für den besten Liebesroman. Für ihren Kurzkrimi „Das Spiel ihres Lebens“ wurde Nina George 2012 mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet.
Ihr Roman Das Lavendelzimmer stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, wurde von der Presse begeistert besprochen und wird in 27 Sprachen übersetzt. Unter ihrem Pseudonym Anne West gehört Nina George zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Erotikautorinnen. Mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Jens J. Kramer, schreibt Nina George unter dem gemeinsamen Pseudonym Jean Bagnol Provencethriller. 

Interview: Natascha Manski
Bild: Maurice Kohl

 

Fünf Fragen an … Edgar Franzmann

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Welche drei Begriffe fallen dir spontan zu deinem Beruf ein?
Freiheit, Spaß, Einsamkeit.

Warum gerade diese Begriffe?
Frei etwas gestalten zu können halte ich für eines der erstrebenswertesten Lebensziele überhaupt. Der Schaffensprozess, wenn er gelingt, ist mit unendlichem inneren Spaß verbunden, auch wenn er in großer Einsamkeit am Schreibtisch stattfindet.

Wenn es als Autor nicht geklappt hätte – womit würdest du dann deine Brötchen verdienen?
Ich habe meine Brötchen bis zur Rente vor allem als Journalist verdient und mir damit die Möglichkeit zum Schreiben von Romanen geschaffen.

Stichwort Arbeitsstress – wie tankst du deine Akkus wieder auf?
Ich empfinde das Schreiben nicht wirklich als Stress, von wenigen Tagen im Jahr abgesehen, wenn es final um das Einhalten von Veröffentlichungsterminen geht. Vielleicht gerate ich aber auch nur deswegen nicht mehr in Stress, weil ich mich beim Tanzen von Tango argentino und – im Sommer – bei Touren mit meiner alten Motoryacht gut entspanne. Ansonsten hilft Lesen. Immer.

Welche Frage – die dir Journalisten bislang leider noch nie gestellt haben – würdest du gerne mal beantworten?
Wer sollte die Standards der deutschen Sprache setzen? Der Duden, die Politiker? Dass Politiker das nicht tun sollten, hat das Elend der Rechtschreibreform abschließend bewiesen. Der Duden, der den tatsächlichen Sprachgebrauch feststellte, ist keine schlechte Institution. Tatsächlich aber wünschte ich mir einen Rat wie die „academie française“, in der vor allem Dichter, Schriftsteller, Philosophen und andere Sprachgelehrte die entscheidenden Regeln definieren.

Edgar Franzmann, 1948 in Krefeld geboren, lebt als Autor und Journalist in Köln. Er ist Mitglied des Syndikats, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. »Mord mit Rheinblick« ist nach »Adenauers Auge«, »Der Richter-Code« und »Millionenallee« sein vierter Kriminalroman im Emons Verlag.

Interview: Natascha Manski
Bild: privat

Fünf Fragen an… Britta Sabbag

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Welche drei Begriffe fallen dir spontan zu deinem Beruf ein?
Kampfgeist, Liebe, Geduld.

Warum gerade diese Begriffe?
Kampfgeist, weil der Weg, ein Buch das Licht der Welt erblicken zu lassen, nicht so einfach ist, und es viel Kampfgeist und Entschlossenheit braucht, diesen Weg bis zum Erfolg zu gehen.
Liebe, weil das Schreiben eine Liebe ist, die man nicht beschreiben kann, und die sehr erfüllt. Anders könnte man diesen schwierigen Weg wohl auch kaum gehen.
Geduld, weil alles in der Buchbranche sehr, sehr lange dauert und man Bücher meist 1-2 Jahre im Voraus schreibt. Das erfordert einen langen Atem.

Wenn es als Autorin nicht geklappt hätte – womit würdest du dann deine Brötchen verdienen?
In meinem alten Job als Personalreferentin. Ich habe Führungskräfte betreut, eingestellt, entwickelt. Das war schön, aber nie mein Herzensding. Das ist das Schreiben.

Stichwort Arbeitsstress – wie tankst du deine Akkus wieder auf?
Lange Spaziergänge, das Meer hilft, Abende mit Freunden, Ausflüge.

Welche Frage – die dir Journalisten bislang leider noch nie gestellt haben – würdest du gerne mal beantworten?
Warum haben Sie so schöne Haare? *lach

Britta Sabbag, geboren 1978 in Osnabrück, studierte Sprachwissenschaft, Psychologie und Pädagogik in Bonn. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums arbeitete sie als Personalerin in mehreren großen Firmen. Als die Krise zuschlug, nutzte sie die Chance, um das zu tun, was sie schon immer wollte: schreiben. Mit Pinguinwetter landete sie einen Bestseller, ihr aktueller Roman Das Leben ist (k)ein Ponyhof ist im April 2014 erschienen.

Interview: Natascha Manski
Bild: Beatrice Treydel